Diese Geschichte widme ich allen Kindern, die uns ein Licht sind in dieser Welt.

Lisa und das Licht der Liebe

© by Michaela Huber ( Licht und Farbenspiel )

An einem nicht so besonders schönen Nachmittag machte sich Lisa auf den Weg die Gegend zu erkunden. Sie war heute nicht sonderlich gut aufgelegt, eigentlich hatte Lisa total miese Laune, genau genommen hielt dieser Gemütszustand schon einige Tage an. Es ging ihr einfach tierisch auf den Geist, wenn ihr jedermann Vorschriften machte und glaubte alles besser zu wissen, obwohl sie genau wusste, dass sie Recht hatte. Lisa hatte ihre Mami wirklich sehr lieb, nein, sie liebte sie aus ganzem Herzen, doch sie konnte einfach nicht verstehen, dass ihre Mutter alles so kompliziert machte. Lisa selbst wusste doch so genau, was sie wollte und was sie nicht wollte, doch ihre Mami meinte immer, dass es heute    
zu heiß sei zum Radfahren, Schokolade ungesund sei, es noch nicht Zeit sei für eine neue Mahlzeit, Lisa jetzt zu Bett gehen müsste, obwohl Lisa nicht müde war, usw.
Und heute wollte sie unbedingt ihre Freundin Steffi besuchen, denn die hatte ihr erzählt, dass ihre Katze Murli Babies bekommen hat und die wollte Lisa unbedingt sehen. Aber nein, wieder einmal hatte es ihre Mutter nicht erlaubt, denn Steffis Mama hat schon Besuch, und da wäre Lisa nur eine zusätzliche Belastung. Und das hat Lisa natürlich verwirrt. Denn sie war doch immer brav gewesen bei Steffi und war auch noch nie geschimpft worden.
Außerdem spielten Steffi und sie meistens im Garten und räumten alles wieder ordentlich auf. Das hat Lisa alles ihrer Mama erzählt, doch die ließ sich einfach nicht erweichen.

Und so war ihre Mutter nach Lisas Quengelei nun ziemlich genervt und hat zu guter Letzt auch noch verärgert gesagt, dass sie jetzt doch endlich Ruhe geben soll. Lisa hat sich ihre Jacke geschnappt und ist schmollend Richtung Wald gestampft. Ziemlich sauer kickte sie einen Stein mit den Füßen weg, was sie weiter wiederholte, bis sie sich etwas beruhigt hatte.
Sie war in Gedanken noch beim Streit mit ihrer Mutter, als sie plötzlich, wie aus dem Nichts, eine glitzernde Lichtkugel umherfliegen sah. Lisa war so fasziniert, dass sie abrupt stehen blieb, um sich dieses fliegende Etwas anzusehen. Es war wunderschön und wechselte ständig die Farben. Einmal war es leuchtend blau, dann wieder golden und im Nu schimmerte es in einem hellen rosa-farbenen Ton.
Lisa merkte gar nicht, dass ihr der Mund offen stand und ihre Augen vor Staunen immer größer wurden. Plötzlich flog das Licht weiter, hüpfte von Blume zu Blume, ohne diese aber zu berühren, schoss blitzartig in die Höhe und war Sekunden später wieder da. Natürlich war Lisas Neugier zu groß, als dass sie das glitzernde Dingsbums, so wie sie es für sich nannte, einfach davonfliegen hätte lassen. So sputete sie los und rannte, bis sie keine Luft mehr bekam.
    „Warte doch, nicht so schnell", rief sie schnaufend, „warum bleibst du denn nicht hier?" Auf einmal wurde das Licht langsamer und kam zu Lisa zurück. Sie freute sich sehr und setzte sich noch immer nach Luft schnappend in die Wiese, da sie dringend eine Pause brauchte. Das Licht kam immer näher, näher, noch näher, und machte kurz vor Lisa Halt. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und griff vorsichtig in die Kugel hinein. Es war ein wundervolles, strahlendes Licht. Langsam berührte sie es mit ihrem Zeigefinger, nachdem nichts passierte, tauchte sie mir ihrer ganzen Hand hinein. Lisa war überrascht, denn es war  nicht warm oder kalt, das Einzige was sie spürte war ein Kribbeln. Sie musste kichern, denn sie war sehr kitzlig.
Es war schon lustig, dass sie dieses Licht gefunden hatte. Lisa spürte, dass sie keine Angst zu haben brauchte und so redete sie einfach drauf los. „Du bist aber wirklich hübsch, so schöne Farben hast du. Ich würde mich auch gerne in so schöne Farben verwandeln können. Aber leider geht das nicht. Meine Mami würde schimpfen, wenn ich ganz lila heimkommen würde." Der Gedanke allein, dass ihre Haut lila, ihre Haare gelb und ihre Zähne vielleicht grün sein könnten, ließ sie lachen, bis dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, war das Licht verschwunden und stattdessen saß ein kleiner Junge neben ihr. Er war in etwa so alt wie Lisa, sah sehr freundlich aus und hatte so ein komisches Strahlen. Irgendwie sah er sehr seltsam aus. Fast ein wenig durchsichtig. Lisa wunderte sich sehr, wo der Junge so plötzlich hergekommen war und betrachtete ihn neugierig. Und da sah sie, dass sich da etwas Glitzerndes hinter dem Jungen bewegte. Es flatterte. Seltsam. Was konnte das nur sein? Sie reckte und streckte sich um mehr sehen zu können und als sie fragen wollte, was das sei, sagte der Junge mit freundlicher Stimme: „Hallo Lisa! Ich bin Luka, dein Schutzengel. Du kennst mich aus deinen Träumen. Wir sind uns dort schon oft begegnet. Weißt du noch?"

Lisa saß nur da und nickte. Sie brachte momentan keinen Ton heraus, so verwirrt war sie. Sie wusste, dass es Schutzengel gab, hatte auch oft das Gefühl, dass jemand mit ihr sprach, auch wenn niemand zu sehen war, aber auf die Idee, dass dies ein Engel sein könnte, war sie noch nie gekommen. Engel Luka lächelte ihr zu. Er hörte gar nicht auf zu lächeln und wartete einfach ab, wie Lisa reagieren würde. Lisa musste ein paar Mal schlucken, bevor sie sprechen konnte. „Wenn du ein Engel bist, dann kannst du auch fliegen. Kannst du mich da mitnehmen? Ich würde so gerne fliegen können. Bitteeeee." Luka musste lachen, denn er kannte Lisa ja so gut. Er begleitete sie schon so lange. Viele, viele Leben war er nun schon an ihrer Seite und er liebte sie wirklich sehr. Auch in diesem Leben begleitete er sie und war immer für sie da, wie eben ein richtiger Schutzengel für seine Schützlinge da war. Und er kannte Lisa so gut, besser als irgendjemand anders.
Er wusste auch, dass sich Lisa nicht fürchtete, sondern dass sie viel zu neugierig war, um Angst zu haben.
    Weißt du Lisa, ich kann schon fliegen, aber ich kann dich da leider nicht mitnehmen. Es ist nicht so wie in deinen Träumen. Wenn du träumst, dann geht alles viel einfacher. Aber hier, so wie jetzt, hast du einen Körper und der ist schwer. Ich bin ein Engel, wir Engel sind aus Licht gemacht, du kannst durch mich hindurch greifen. Ich kann leider nicht mit dir zu den Wolken fliegen. Das machen wir das nächste Mal, wenn wir uns in deinen Träumen treffen, einverstanden?" Lisa war ein bisschen enttäuscht, aber eigentlich machte sie sich nichts draus, denn immerhin saß sie vor ihrem Schutzengel, und das passierte ja nicht jeden Tag.
„Sag mal Luka, wenn du mein Schutzengel bist, wieso kommst du dann erst jetzt?" Luka lachte wieder und rückte ein Stück näher. „Nun, ich bin immer bei dir.
 „Ich beschütze dich jeden Tag, sogar in der Nacht während du schläfst. Es ist nur so, dass du mich bis jetzt nicht sehen konntest. Als du noch klein warst, haben wir oft zusammen gespielt. Irgendwann hast du aufgehört mit mir zu sprechen und zu spielen und je mehr Zeit verging, desto weniger hast Du an mich gedacht, bis Du mich vergessen hast.
Aber heute ist ein ganz besonderer Tag. Heute hat mir der liebe Gott gesagt, dass ich mich dir zeigen und dass ich dir ganz etwas Wichtiges sagen darf. Ich habe mich sehr darüber gefreut, das ist ein sehr kostbares Geschenk - für mich und auch für dich. . So kann ich Dir endlich sagen, was ich Dir schon so lange sagen möchte. Es ist so wundervoll!"

Lisa sah ihren Schutzengel erwartungsvoll an und rutschte ungeduldig hin und her. Sie wollte Luka so vieles fragen, denn sie war nun schon 9 Jahre alt und machte sich doch schon viele Gedanken über Gott, die Menschen, die Erde usw. Luka schmunzelte, denn er wusste sehr gut, was in Lisa vorging und blinzelte ihr zu. Luka sah Lisa liebevoll an, strich ihr mit einer Hand durchs Haar und ließ sich mit seiner Geschichte etwas Zeit. Er verstand sie so gut, kannte er sie doch schon so lange und wusste nur zu gut, dass Lisa in ihrem Herzen oft einen Ruf verspürte, den sie nicht zuordnen konnte und dementsprechend durcheinander war. Sie war ein ganz besonderes Kind, so wie jedes Kind etwas ganz Besonderes ist – ja, es stimmt, jeder Mensch ist wundervoll, einzigartig und wird von Gott und seinen Engeln unermesslich geliebt.
Luka dankte Gott in Gedanken nochmals für dieses Geschenk, denn für ihn war es ganz großartig, Lisa treffen zu dürfen und sah sie aufmerksam an.

„Ich beantworte dir alle deine Fragen, Lisa, aber zuerst möchte ich dir sagen, wie sehr ich dich lieb habe. Wir alle, der liebe Gott und all deine Engel und Begleiter, lieben dich aus tiefstem Herzen und sind sehr stolz auf dich. Wir wissen, dass es dich oft in deinem Herzen schmerzt, und du nicht weißt, woher das kommt oder was es ist, das dich so traurig macht. Dazu möchte ich dir heute gerne etwas erzählen, es dir erklären, damit du dieses Gefühl verstehen kannst und damit umzugehen lernst."
Lisa sah ihren Engel verwundert an, hatte er ihr doch soeben erklärt, dass sie etwas ganz Besonderes ist, was sie natürlich mächtig stolz machte und eine riesige Freude in ihr erweckte, aber was sie verunsicherte war, was er ihr über ihre Gefühle erzählte, die sie wirklich nicht verstand aber sich an sie gewöhnt hatte. Sie dachte darüber nach und kam zu dem Ergebnis, dass es wirklich wichtig sein musste, denn sonst hätte Gott ihn ja nicht zu ihr geschickt.
So reckte sie ihr Kinn, sah Luka mit ihren großen, leuchtendblauen Augen an und    
sagte: „Ich weiß nicht, was das in meinem Herzen ist oder wieso es da ist. Manchmal tut es sehr weh, dann wieder weniger und oft spüre ich es gar nicht. Es fühlt sich an, als ob ich meine Mami lange nicht gesehen hätte und sie sehr vermisse. Aber sie ist ja immer da. Warum fühle ich nur so? Bitte erzähle mir, was Du darüber weißt, vielleicht geht es mir dann auch besser."

Der Schutzengel sah sie verständnisvoll an und legte einen Flügel um Lisa. Er begann: „Nun, liebe Lisa, du und ich kennen uns schon sehr, sehr lange. Wir haben sehr viele Leben zusammen durchwandert. Ich weiß, dass Du das jetzt nicht richtig verstehst, aber bitte lasse mich dir das erklären."
Das war aber auch dringendst nötig, denn Lisa verstand nur Bahnhof. „Lange kennen?", dachte sie, "Ist ja komisch, wir sind uns doch gerade erst begegnet.. Und was soll das heißen? – Viele Leben zusammen durchwandert. Ich bin doch erst neun!" , ging es weiter in Lisas Kopf, wo momentan ein heilloses Durcheinander herrschte.
Da Luka ja Gedankenlesen konnte, immerhin war er ein Engel und alle Engel können das, wusste er nun, was in Lisa vor sich ging und sprach schnell weiter, „Bitte gedulde dich ein wenig, ich möchte es dir erklären. Lisa, du bist jetzt als Mensch neun Jahre alt, das stimmt, aber in Wahrheit bist du eine sehr alte, weise Seele, die schon viele, viele Leben gelebt hat. Das heißt, dass du immer wieder als Baby zur Welt gekommen bist und später wieder gestorben bist. Aber nur der Körper ist gestorben, die Seele lebt ewig weiter. Verstehst du das?"
Lisa nickte, und so fuhr Luka fort. „Du bist also eine große Seele, voller Liebe, und unglaublich hell und schön! Wenn du dich doch nur sehen könntest, Lisa", rief Luka, „wie unbeschreiblich schön deine Seele ist! Sie ist ein so wunderbares Licht, in den strahlendsten Farben. Du kannst dir das in etwa so vorstellen, wie das Licht, dem du auf der Wiese nachgelaufen bist." Wieder nickte Lisa, denn zu mehr war sie im Moment nicht imstande, musste sie doch alles soeben Gehörte erst verdauen.
„Die Seelen können die Menschen nicht sehen, manche Menschen können sie spüren. Es gibt viele Milliarden von Seelen, nicht alle sind hier auf der Erde zu Hause, nein, sie leben überall im Universum." Luka sah Lisa aufmerksam an, um ja früh genug zu bemerken, falls sie etwas nicht verstand oder sich überfordert fühlte. Aber sie schien dies alles zu begreifen, was eigentlich für Kinder nichts außergewöhnliches ist, denn sie stellen sich wirklich nicht so kompliziert wie die Erwachsenen an.

So erzählte der Engel weiter: „Und jede Seele hat auch eine Familie, ähnlich wie hier auf der Erde, nur ist die Liebe in diesen Familien viel größer und inniger. Diese Liebe verbindet sie über viele Galaxien hinweg, egal auf welchem Planet die Seele gerade verweilt, sie ist immer mit ihrer Seelenfamilie verbunden." Schön langsam dämmerte es Lisa, auf was ihr Schutzengel hinaus wollte. Aber sie ließ ihn weitersprechen und hörte noch konzentrierter zu.
    „Wenn also eine Seele, so wie du eine bist, Lisa, ein Leben als Mensch führt, ist sie trotzdem noch mit ihrer Seelenfamilie verbunden und spürt auch diese Liebe. Die meisten Menschen können dies nicht wahrnehmen, weil sie sich viel zu sehr um ihr Leben kümmern und ihr Herz oder die Rufe ihrer Seele ignorieren. Manche von ihnen, zu denen auch du gehörst, fühlen in ihrem Herzen, dass ihnen etwas fehlt, sie irgendwie nicht vollständig sind. Und das ist genau das, wovon ich dir anfangs erzählt habe."
Nun wurde Lisa wieder lebendig. Sie fing an mit den Händen herumzufuchteln, so aufgeregt war sie, und stotterte los, „da...da...das ist, das, w..a..aas immer so weh tut, als ob mir e..e..etwas fehlt. Ich, oder meine Seele, oder wer? Hmmm, na egal, jedenfalls vermisse ich meine Seelenfamilie und sie sicher mich auch. Hab ich Recht, Luka?" Luka nickte lächelnd und sagte zu Lisa, „Ja, so ungefähr. Das ist aber nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass du jetzt weißt, dass diese Sehnsucht in deinem Herzen die Sehnsucht nach Deiner Seelenfamilie ist.
Ich soll dir von ihnen ausrichten, dass sie dich sehr lieben und sich schon auf ein Wiedersehen freuen. Sie haben mir ein Geschenk für dich mitgegeben." Lisas Mund stand ihr wieder offen als sie zu Luka hinsah. Er hielt ein wunderschönes, rosa-golden leuchtendes Licht in den Händen. Es sah einfach überwältigend schön aus, so wundervoll, dass sie es nur ansehen konnte. Sanft sprach Luka weiter: „Dieses Licht ist das Geschenk deiner Familie, es ist ein Licht voller Liebe, die Liebe deiner Familie, und sie wollen dir damit sagen, dass sie dadurch immer mit dir verbunden sind und du mit ihnen, und dass du niemals allein bist. Es wird den Schmerz in deinem Herzen heilen und es anfüllen mit Liebe. Nimm das Licht, liebe Lisa, und lass es in dein Herz fließen."

Lisa stand zögernd auf, ging zu Ihrem Engel, und streckte freudestrahlend die Hände aus. Er überreichte ihr das Licht, das langsam zu Lisa überfloss und sich weiter, die Arme hoch, bis zu ihrem Herzen fortbewegte. Es verweilte noch kurz und versank dann in ihrem Herzen. Lisa hatte genug Vertrauen, um keine Angst zu haben und als sie dieses Licht in ihrem Herzen fühlen konnte, war sie angefüllt mit dem wundervollsten Gefühl, das sie je erlebt hatte. Sie schloss die Augen, denn sie war so überwältigt, dass sie nur genießen konnte.

Nach einer Weile blinzelte sie und schaute zu Luka. Der hatte sich nun in den schönsten Engel verwandelt, den sie je gesehen hatte. Genaugenommen war ihr bis heute noch kein anderer Engel begegnet, aber für sie war er der schönste, strahlendste und farbenprächtigste Engel im ganzen Universum. Er sah sie an, lächelte und umarmte sie mit seinen großen, zarten Flügeln. Leise sprach er zu ihr, „Geliebtes Kind, ich werde immer für dich da sein, bitte denk daran und vertraue darauf, dass ich dir immer helfen werde, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Aber du wirst mich fühlen können, wenn du mich rufst und ich werde dich unterstützen. Wir lieben dich!"

Lisa spürte, dass es nun Zeit war, Abschied zu nehmen, und sah zu ihrem Engel hoch, „Danke, dass du da warst, ich werde immer an dich denken und dich nie wieder vergessen. Versprochen! Wir sehen uns in meinen Träumen." Langsam verwandelte sich der Engel wieder in die wundervolle Lichtkugel und schwebte immer höher dem Himmel entgegen.

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